Liebe RTA-ler,
zum Südwestderby bin ich mit meiner Frau und meinen 2 Kindern auf eigene Faust zum Heimspiel gegen den KSC angereist. Wir saßen auf der Südtribüne in Block 2.1 in Höhe der Mittellinie - beste Sicht auf das Spielgeschehen und das ganze Drumherum. Ich weiß noch, dass ich mich über die putzige Absperrung des Gästeblocks wunderte, be
stehend aus einer Lage Stoff über vier Reihen. Keine Polizei, nur eine Handvoll Ordner. Bedenken gegen diese (Un)Sicherung hatte ich zu dieser Zeit aber nicht, im Nachhinein muss ich klar sagen: Wie dumm von mir! Aber dazu später.
Als sich vor dem Spiel im Stadion dann auch noch Ronnie Hellström zu Wort meldete, hatte ich Pipi in den Augen - ein Held meiner Kindheit und einer der Hauptgründe für mein FCK-Fan-Dasein!
Die Stimmung, die beide Fanlager schon vor dem Anpfiff erzeugt haben, war sensationell. Das RTA-Banner durfte dabei natürlich nicht fehlen.
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Und so blieb es stimmungsmäßig top während des ganzen Spiels. Die gelbe Karte für die KSCler nach nur wenigen Sekunden war der Auftakt für ein intensives, packendes, einen von den Sitzen reißenden Derbys. Mit eindeutiger Tendenz pro FCK, die zum Glück relativ früh in Führung gingen. Zur Halbzeit hätte es 3, 4 zu Null stehen müssen, so ging man mit gemischten Gefühlen in die 2. Hälfte. Geht bei den KSClern noch was?
Zum Glück blieb es beim mitreißenden Einbahnstraßenfussball. Immer wieder harte Zweikämpfe, gute Offensivaktionen, zumeist über Stöger, aber leider ohne Erfolg. Man merkte aber bald, dass der KSC heute kein Mittel gegen die hochkonzentriert zu Werke gehenden Pfälzer fand. Beim FCK gefiel mir in erster Linie der immer anspielbare und technisch genial aufspielende dass Stöger (manchmal so genial, dass es seine Mitspieler nicht mehr verstanden) der leider Pech bei seinen eigenen Abschlüssen hatte. Für mich mit Abstand der beste Mann auf dem Platz. Karl überzeugte mich als unermüdlicher Kämpfer ebenfalls. Das Debüt von Schulze stimmt mich optimistisch. Natürlich ist auch Gaus mit 2 Scorerpunkten herauszuheben. Zu guter Letzt wurde ihm leider ein klarer Elfer verweigert, nachdem Heintz eine Hoffmann-Kopie hinlegte und aus 2 Metern haushoch über das leere Tor schoß! Unfassbar, dieses Abschlussversagen. 29:4 Torschüsse waren es nicht nur gefühlt, sondern "in echt".
So genossen wir - wie viele andere Fans auf der Südtribüne -nach dem Abpfiff die geile Stimmung und die minutenlangen Fangesänge aus der West. Die Mannschaft spielte auch dabei gut mit und ließ sich ordentlich feiern. Ein magic moment, auch für meine Familie, das sah ich an dem Leuchten der Kinderaugen! Wir waren alle ergriffen von dieser tollen Athmosphäre in dem geilsten Stadion Deutschlands. Meiner Familie und mir kam hierbei aber noch nicht - nicht ansatzweise - in den Sinn, dass die Lage auf einmal umschlagen könnte...
Als die Mannschaft gerade auf dem Weg in die Kabine war, bemerkten wir "Bewegung" auf der Osttribüne. Und dann sahen wir, wie die Kerle von der Osttribüne sich nach und nach vermummten, durch den Familienblock geradewegs auf die Südtribüne stürmten. Mit eindeutiger Absicht, Krawall zu machen. Mir wurde augenblicklich der Ernst der Lage klar. Nix wie raus aus der Gefahrenzone, rein in den Innenbereich des Stadions. Vor dem Erreichen des Ausgangs aus der Südtribüne wurden unmittelbar neben meinen Kindern ein Farbbeutel und ein Bierbecher von Seiten des FCK-Gefolges in Richtung der anstürmenden KSC-Hooligans geschleudert. Schlägereien im Stadion haben wir zum Glück nicht mehr erlebt. Aber allein diese Erfahrung - panikartiges Verlassen eines als familiensicher vermuteten Bereichs im Stadion, weil eine Horde Wildgewordener auf Deine Familie zustürmt - wirkte auf meine Frau und meine Kinder (und mich!) verstörend ! Es entspannte sich leider auch danach nicht. Um dem KSC-Gefolge ein Geleit vom Stadion weg zu ermöglichen, wurden die Wege vor dem Kreisel für alle Besucher außerhab des Gästeblocks abgesperrt. Anders als wir es uns gedacht hatten, endete der Stadionbesuch damit nicht mit einem gemütlichen Schlendern vom Betzenberg in die Stadt und dem "Aufsaugen" der durch Fangesänge erzeugten Siegesstimmung in der Stadt, sondern mit einer quälenden Anspannung und Sorge, was sonst noch so passieren könnte. Als wir nach ca. 1 Stunde den Kreisel passieren durften, schlug ein Volltrunkener direkt hinter uns noch mit seiner Faust die Scheibe eines Polizeiautos ein. Auch das ein verstörendes Erlebnis unmotivierter Gewalt für meine Kinder.
Alles in Allem war es aus meiner jetzigen Sicht ein Fehler, meine Familie zu diesem Spiel mitzunehmen. Wir werden dieses Wochenende noch sehr lange in Erinnerung behalten, leider wird uns dabei immer ein kalter Schauer über den Rücken laufen...Wir haben schlicht Glück gehabt, von dem Mob nicht überrannt worden zu sein.
Und wenn ich dann im Forum "Der Betze brennt" in vereinzelten Kommentaren lesen darf, dass Kinder auf der Südtribüne nichts mehr zu suchen gehabt hätten, als die Krawalle vom Zaun brachen, und der Spuk nach 4 Minuten ohnehin erledigt gewesen wäre, so wundere ich mich über den Geisteszustand dieser Kommentaroren. Allein die Tatsache, dass man zum Schutz vor körperlichen Übergriffen
gezwungen wird, ein Stadion
fluchtartig zu verlassen, wirkt nachhaltig und animiert nicht gerade zu weiteren Stadionbesuchen mit der Familie.
Wie war denn das Stadionerlebnis für die RTA-Gruppe, die sich in der Westkurve befunden hat? Soweit ich das von Euch mitbekommen habe, ward auch ihr alle ziemlich schockiert über das Geschehen.
Euer Locke